Konzept zur allgemeinen Theaterarbeit mit Kita-Kindern im Vorschulalter

Wir zeigen uns

Die Trennung zwischen spielenden und zuschauenden Kindern wird zu Beginn eines Kurses noch nicht sichtbar gemacht. Die Theaterstunde beginnt im Kreis. Der Kreis macht es jedem Kind möglich, einfach sitzen zu bleiben, den anderen zuzuschauen und trotzdem mitten im Spiel zu sein.
Im zweiten Schritt dürfen die Kinder einzeln in den Kreis gehen, um sich den anderen zu zeigen. Etwas von sich zu zeigen und preiszugeben, ist ein Geschenk.

Wir schauen uns zu

Nachahmung ist ausdrücklich erlaubt. Gerade schüchternen Kindern wird dadurch ein rettender Anker zugeworfen, da sie erstmal nicht aus sich selbst heraus handeln müssen. In der Nachahmung steckt immer auch der Funke der Weiterentwicklung, wenn die eigene Kreativität des Kindes eine Bewegung weiterführt oder individualisiert.

Pantomimische Übungen trainieren die Vorstellungskraft. Über die nachahmende Darstellung von z.B. einem fallenden Stein kann ein Kind zu einem tieferen Verstehen von Zusammenhängen auf der emotionalen Ebene angeregt werden. Je intensiver wir uns etwas vorstellen können, umso emphatischer können wir uns im Alltag in unser Gegenüber hineinversetzen.

Wir spielen miteinander

Theaterspiel ahmt Realität in Als-ob-Handlungen nach. Anders als in der Wirklichkeit können Kinder sich in einem geschützten Freiraum ausprobieren. Die Kinder werden darin bestärkt und bekommen zusätzlich neue, unbekannte Impulse, die ihren Handlungshorizont entwicklungsperspektivisch erweitern.

Feste Regeln im gemeinsamen Umgang (ausreden lassen, nicht über andere lachen, Aufmerksamkeit schenken) machen ein angstfreies Miteinander möglich, geben allen Beteiligten Sicherheit und üben das soziale Miteinander.

Wir spüren uns

Der unmittelbare zwischenmenschliche Kontakt, wie ihn Theater bietet, ist gerade für die emotionale und sprachliche Entwicklung förderlich. Der Körper ist - neben der Sprache und der Fantasie - das Werkzeug eines Schauspielers.
Ich möchte die Kinder spielerisch dazu verführen, sich mit ihrem Körper als Ausdrucksorgan auseinanderzusetzen. Wir werden uns z.B. mit einer (imaginierten) Zaubercreme eincremen und dabei die Körperteile benennen. Gleichzeitig spüren wir sie und wecken sie durch Reiben und Kneten auf. Als nächstes lutschen wir (imaginierte) Bonbons, die uns lachen, brabbeln, flüstern, quietschen u.s.w. lassen. Das wärmt die Stimme auf und zeigt die unendlichen Möglichkeiten der Lautmalerei.

Im Theaterspiel entwickeln die Kinder ein Verständnis für die Vielfalt menschlicher Gefühle. Oft fällt es Kindern schwer, die Erwachsenenwelt zu be-greifen, da die „Großen“ sprechen, ohne ihre Körpersprache mit einzubeziehen. Dabei ist die Mimik, die Stimmlage und der Körperausdruck wesentlicher Bestandteil unseres Mitteilungsrepertoires. Die Körpersprache ist vor allem für die Mitteilung von Emotion und Intention zuständig. Sich seines Körpers bewusst zu sein schafft Selbstbewusstsein.

Für alle Menschen ist es wichtig, sich selbst in Erscheinung zu bringen und etwas von sich vor anderen in selbstbewusster Weise zu zeigen. Jeder, der schon einmal ein Bewerbungsgespräch erlebt hat, weiß um die Wichtigkeit der Selbstdarstellung.

Darüber hinaus beruht der Kurs immer auf Freiwilligkeit. Kinder, die anfangs sehr zurückhaltend und unsicher sind, werden sich ihrem Tempo entsprechend eher später aktiv beteiligen. Freiwilligkeit bedeutet, die eigenen Impulse wahrnehmen zu lernen und sich als selbstbestimmt zu erfahren. Letztendlich wird der Reiz, den Auftritt auszuprobieren, stärker sein, als die Scheu davor.